AVWS-Fachtag 2025: Veränderungen wagen – neue Wege im Umgang mit AVWS

Mit 325 Teilnehmenden aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und sogar Tokyo bot der Fachtag eine wertvolle Plattform für Austausch, Diskussion und Vernetzung. Ziel war es, Veränderungen aktiv zu gestalten und die Versorgung von Menschen mit auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS) nachhaltig zu verbessern.

Im Podiumsgespräch „Entwicklungen und Wandel“ diskutierten Prof. Dr. Norina Lauer, Kathrin Wagner (FÖZ Hören Samuel-Heinicke Leipzig) und Dr. Susanne Wagner (Abteilungsleiter*in Forschung & Entwicklung, BBW-Leipzig-Gruppe) die Fortschritte in Diagnostik, Therapie, schulischer Praxis und Forschung. Dabei standen zentrale Meilensteine wie der inklusive Unterricht, die Therapie und Hilfsmittelversorgung bei AVWS sowie neue Erkenntnisse zur Verbindung von Hören und Sprache im Fokus. Die Expertinnen beantworteten live zahlreiche Fragen der Teilnehmenden. Den Rahmen des Gesprächs bildete das Fachbuch „Auditive Verarbeitungsstörungen“ von Norina Lauer, dessen erste Auflage 1998 erschienen war. Aktuell ist die 5. Auflage im Druck, die durch Katharina Kubitz und Susanne Wagner aus der BBW-Abteilung Forschung und Entwicklung durch Kapitel zu Jugendlichen und Erwachsenen mit AVWS erweitert wurde.

Einblicke in die aktuelle medizinische AVWS-Diagnostik präsentierten PD Dr. Sylvia Meuret und Prof. Dr. Michael Fuchs (Universitätsklinikum Leipzig, HNO-Klinik und Poliklinik, Sektion Phoniatrie und Audiologie). Sie stellten erste Ergebnisse einer Online-Umfrage zur medizinischen Versorgung von Menschen mit AVWS in Deutschland und der Schweiz vor. Die Umfrage ergab u.a., dass die große Mehrheit der Fachärzt*innen für Phoniatrie und Pädaudiologie bereit ist, auch die Versorgung von Jugendlichen und Erwachsenen mit AVWS zu übernehmen.

Prof. Dr. Marc Schönwiesner (Universität Leipzig) widmete seinen Vortrag der erstaunlichen Anpassungsfähigkeit des zentralen Hörsystems. Er erläuterte, wie Lern- und Gewöhnungsmechanismen dabei helfen, neue Hörsituationen zu bewältigen, und welche individuellen Unterschiede in der Reaktion auf zentrale Hörstörungen bestehen.

Lissy Rinneberg-Schmidt (wissenschaftliche MA Abteilung Forschung und Entwicklung, BBW Leipzig Gruppe) stellte Empowerment-Angebote vor, die Betroffene stärken und eine aktive Community fördern sollen. Mit der Plattform avws.selbsthilfe.plus, Empowerment-Workshops und Materialien wie dem eben erschienenen Bildkarten-Set zum Hörverstehen bietet die Abteilung F&E wertvolle Unterstützung für den Alltag.

Zuletzt gaben Michael Willenberg und Dr. Oliver Zetsche ein Update zu technischen Hilfsmitteln. Sie hoben die Bedeutung individueller Hörgeräteanpassungen hervor und stellten innovative Technologien wie Auracast sowie Hilfsmittel vor, die im regulären Handel erhältlich sind. Außerdem gab es erste Einblicke in den HörVAS-Selbsteinschätzungsbogen, den die Abteilung Forschung und Entwicklung derzeit entwickelt.

Nach jedem Vortrag hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, Fragen zu stellen und mit den Referierenden in den Austausch zu treten. Der 8. AVWS-Fachtag setzte damit erneut wichtige Impulse für Forschung, Praxis und Selbsthilfe im Bereich AVWS.