Die Digitalisierung fordert alle Arbeitnehmer*innen heraus, ihre beruflichen Fähigkeiten und Kompetenzen zu verändern, zu erweitern und sich im Sinne des lebenslangen Lernens fortzubilden. Für Menschen mit Behinderungen bieten diese Herausforderungen neue Chancen, aber auch potentielle Barrieren. Damit die Chancen überwiegen, sind passende Lösungen wichtig. Nur dann können Menschen mit Behinderungen digitalen Kompetenzen aufbauen und ausschöpfen. Das ist in der Corona-Krise in der beruflichen Praxis mehr als deutlich geworden. Für die meisten jungen Menschen mit Behinderungen konnten in den Berufsbildungswerken in dieser Ausnahmesituation Teilhabe am Arbeitsleben gesichert werden. Doch für einige war das „neue Digitale“ (noch) nicht optimal und das „alte Analoge“ gerade im Bereich der Kommunikation nicht zu ersetzen. Das so genannte „hybrides Lernen“ ist in Ausnahmesituationen eine gute Alternative. Den Ausbildungsalltag in den BBW kann es über die Pandemie hinaus weiter sinnvoll ergänzen, doch die praktische Ausbildung vor Ort nicht ersetzen.
Unabhängig von den Ereignissen und Veränderungen im Krisenjahr 2020 werden künftig immer mehr digitale Produkte und Technologien die Arbeitswelt bestimmen. Wenn sich diese Entwicklung am Grundsatz des „Universal Design“ – also passend und nutzbar für alle - vollzieht, können die Teilhabechancen von Menschen mit Behinderungen steigen. Werden sie es nicht, können neue Barrieren die Lage am Arbeitsmarkt für schwerbehinderte Menschen weiter verschärfen. Deswegen ist es umso wichtiger, hier verstärkt in die Forschung und Entwicklung passgenauer Assistenzdienste, barrierearmer digitaler Technologien oder virtuelle Lernsettings für Menschen mit Behinderungen zu investieren. Berufliche Teilhabe darf keine Frage von Netzkapazität, fehlender Hardware oder mangender Kompetenzen sein. Ein umfassende „Digitalstrategie für berufliche Bildung“ ist längst überfällig.
Tanja Ergin
Geschäftsführerin BAG BBW
Foto: © BAG BBW
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